NILS FROMMHOLD

Enduras Challenge Roth Gewinner

GUTEN MORGEN KITZBÜHEL

Über Kitzbühel geht die Sonne auf und es herrscht eine wunderbare Stille.

Es war erst fünf Uhr morgens und trotzdem waren weit und breit keine Wolken am Himmel zu sehen. Ein heißer, sonniger Tag sollte vor uns liegen. Dennoch begrüßte uns die kühle Morgenluft.

Eine Stunde später standen wir mit einigen Athlet*innen am See. Der Fotograf Sean Hardy freut sich über dieses herrliche Licht, während der Athlet im Zentrum des Geschehens seinen Suit anzieht. Es ist ein wunderbares Szenario.

Endura unterstützt schon seit langem viele Topathlet*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie zum Beispiel die Paralympikerin Denise Schindler oder den Race Across America Gewinner Severin Zotter. Sie alle passen perfekt zu Enduras Motto All Tribes One Clan.

Einer der Athlet*innen trägt einen Neoprenanzug. Er ist neu in der Runde. Schnell merken wir, dass er es gewohnt ist früh aufzustehen und, dass er auch an diesem Morgen keine Probleme hat, um sechs Uhr hier zu sein.

Der Athlet justiert seine Badekappe, zieht seine Brille auf, positioniert seine Zehen und springt ins Wasser. Elegant gleitet er durch den See, die Arme ausgestreckt und den Körper perfekt angewinkelt.

Als er unter der Wasserlinie verschwindet und scheinbar unter die Oberfläche des Sees gleitet, sind seine Füße und Unterschenkel kurzzeitig alles, was wir sehen. Nils Frommhold ist in seinem Element.


#CLEARLY NILS

Frommhold ist ein Phänomen. Er hatte sich gerade von einer schweren Verletzung erholt, da gewann er auch schon den Ironman-Triathlon in Arizona im Jahr 2012. Er gehört zu dieser Elite, die einen achtstündigen Triathlon ohne Probleme meistert. Damit reiht er sich in dieselbe Kategorie wie Tim Don oder Joe Skipper. Beide gewannen in Enduras QDC Bekleidung Rennen in unter acht Stunden.

Frommholds schnellste Zeit waren 07:51:28 bei der Challenge Roth, dem wichtigsten Rennen Deutschlands, im Jahr 2015. Er gewann zudem viele 113 km Rennen und im Jahr 2017 schaffte er den Ironman 70,3 in St. Pölten.

Man kann diesen Spitzensportler aber nicht nur an seinem Erfolg festmachen. Beim Triathlon gibt es viele Sportler*innen, die nach jedem Rennen nur darauf warten, die persönliche Bestzeit zu verkünden. Frommhold ist da genauso verbissen, wie andere, zeigt sich aber auch von einer humorvollen Seite und wirkt manchmal herrlich selbstironisch. Man merkt auch, dass ihm seine Frau und Tochter wichtig sind.

„Ich habe keine verrückten Hobbys!", lacht er, als ich ihn bitte, sein Privatleben zu beschreiben. „Natürlich hat sich mit der Geburt unserer Tochter vor sechs Monaten viel verändert. Sie hat mein Denken verändert, und das nicht nur, weil ich jetzt Vater bin. Seit Louisa bei uns ist, ist es für mich einfacher, um 6 Uhr morgens mit dem Laufen zu beginnen. Es fällt mir leichter, mich an einen Tagesablauf zu halten.“

By the way: Nur wenige Profisportler*innen haben keinen Hashtag. #ClearlyNils von Frommhold ist die perfekte Wahl, denn er spiegelt seine offene und ehrliche Persönlichkeit wider. Nils Frommhold hält sich trotzdem mit Posts auf Social Media zurück. Seine Ergebnisse sprechen für sich.

NILS FROMMHOLD
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EINE RICHTUNG

"Ich war nicht von Anfang an von dem Sport begeistert. Das Ganze war ein längerer Prozess", meint Frommhold.

Ursprünglich fing er mal als Schwimmer an und das sieht man auch. Zu Schulzeiten nahm er an vielen Wettbewerben teil. Als er dann aber mit dem Studium begann, hörte er damit auf. „Ich sagte einfach zu meiner Mutter: Ich höre mit dem Schwimmen auf!“, meint er und lacht. Mit 18 Jahren zog er sich von einer Sportart zurück, für die er immer noch perfekt gerüstet aussieht.

(Auf das Fotoshooting am See folgt ein weiteres im Hotelpool. Die Bilder beschreiben sein Talent zum Schwimmen einfach perfekt. Er ist aber auch realistisch, was die Voraussetzungen für einen Triathleten angeht. Man kann einfach keine Rennen gewinnen, wenn man nur gut schwimmt.)

Als er zum Schwimmen aufhörte, nahm er zu. Deshalb fing er mit Triathlon an, was er zu Beginn nur als gute Trainingsmöglichkeit sah. „Für mich ist es sehr schwierig, einfach nur zu trainieren. Ich brauche ein Ziel“, gibt er zu.

Das Training zahlte sich sofort aus und seine Karriere im Triathlon kam richtig in Schwung. „Ich habe mich nur auf meinen Fortschritt fokussiert“, meint Frommhold. Schon bald wurde er auch in der U23-Kategorie für die deutsche Nationalmannschaft ausgewählt und durch seine Siege beim Europapokal wurde er in die Erwachsenenmannschaft gewählt. Ein Platz im Sportkorps der Bundeswehr ermöglichte ihm das nötige Gehalt für die Ausbildung.

Zehn Jahre später ist Frommhold nicht nur älter, sondern auch weiser geworden. Er hat außerdem die größte Herausforderung seiner Karriere gemeistert, eine Stressfraktur im linken Schienbein.

Die scheinbar endlose Zeit in der Reha beschreibt er als wilde Achterbahnfahrt. Frommhold lief fast 13 Monate lang nicht und war gezwungen, auch mit dem Radfahren und Schwimmen aufzuhören.

"Ich war fast ein halbes Jahr auf Krücken", erinnert er sich. "Ich hatte ein Gespräch mit den Ärzt*innen aus der deutschen Mannschaft und sie sagten mir sagten, dass es in ihren Augen besser sei, wenn ich mich wieder auf mein Studium konzentriere, als zum Triathlon zurückzukehren."

Das sind keine guten Neuigkeiten. Für einen Spitzensportler muss es eine Tortur gewesen sein, über ein Leben ohne Wettkampf nachdenken zu müssen. Frommhold lächelt und vergleicht den Sport mit dem Studium:

„Man macht Sport, weil man ihn liebt, man studiert, weil man auch mal was anderes machen muss.“

WIEDER BEREIT FÜR DEN SPORT

Trotz der Freude, die Frommhold an dem Sport hat, ist er für ihn kein Genuss.

Sein Instagram Post am Tag nach dem Sieg in St. Pölten sagt viel aus. „Es geht nicht darum, mit dem zufrieden zu sein, was man erreicht hat, sondern zu versuchen immer besser zu werden.“

Ich frage ihn, wo er die größte Motivation findet, in der Selbstverbesserung oder in der Überbewehrung seiner Konkurrent*innen?

„Das ist eine interessante Frage. Natürlich trete ich am Tag des Rennens gegen die anderen an. Es geht mir aber nicht darum, Rekorde zu brechen, mir ist es wichtig einen höchstmöglichen Podestplatz zu erzielen. Ich will gewinnen, die Zeit ist mir da nicht so wichtig.“

„Beim Training fokussiert man sich darauf, ein besserer Athlet zu werden. Wenn man aber beim Rennen ist, geht es darum zu gewinnen. Die Rennen sind lang und, obwohl man gegen andere antritt, führt man auch einen Kampf mit sich selbst.“

Wenn man Frommhold trifft, wird einem schnell klar, dass er ein Spitzensportler ist. Das zeigt sich auch wieder als wir ihn in einem Hotel in Kitzbühel treffen. Als er neben Severin Zotter, den Gewinner des Race Across America 2015 und dessen Partner Lukas Kienriech setzt, wird einem gleich klar, wer der multidisziplinäre Athlet ist und, wer die Spezialisten sind.

Frommhold ist in guter Form und muss sich keine Gedanken um sein Gewicht machen. Er trainiert um die 25 bis 30 Stunden die Woche und managt seinen Kalorienverbrauch bewusst. Als Läufer darf man nicht so viel wiegen, denn man muss schnell sein. Die Geschwindigkeit ist aber nicht alles.

„Es geht nicht nur um deine Geschwindigkeit, sondern auch um den gesamten Energieverbrauch. Man darf nicht einfach nur schnell laufen, sondern man muss mit Bedacht laufen.“

NILS FROMMHOLD
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IRONMAN

Frommhold ist jetzt 30 Jahre alt und ein vollwertiger Ironman-Triathlet. Bei seinem ersten Ironman in Arizona 2012 konnte er auch gleich den Sieg einfahren. Sollte er als junger Athlet auf die volle Distanz gehen? Und das nach einer längeren Pause? Er war davor gewarnt worden, aber Frommhold hatte darauf bestanden.

„Ich wechselte von der Kurzdistanz zur Olympiadistanz und dann direkt zum Ironman. Ich war zu dem Zeitpunkt 27 Jahre alt und viele Leute sagten zu mir: 'Es ist zu früh', aber ich wollte auf die längere Distanz, weil die 70,3 nicht die Herausforderung war, nach der ich gesucht hatte. Ich wollte einfach aufs Ganze gehen und einen ganzen Ironman durchziehen.“

Als er auf dieses Ereignis zurückblickt, muss Frommhold lachen: „Ich war damals so schlecht vorbereitet.“ Er hatte sich damals für den Ironman Arizona entschieden, da er dort zum ersten Mal mit einem Zeitfahrrad fahren konnte. Es war großartig. Ich habe meine Ausrüstung am Tag vor dem Rennen gekauft und gar nicht wirklich darüber nachgedacht. Jetzt, 5 Jahre später, teste ich sie im Windkanal. Endura hat einen aerodynamischen Suit für mich produziert und wir machen uns

darüber Gedanken, wo wir Watt sparen können und wie ich meine Flüssigkeitszufuhr verbessern kann. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich.“

DIE NETTEN KOMMEN ZUERST ANS ZIEL

Frommhold setzt sich immer neue Standards und wirkt sehr sympathisch auf uns. Beim Frühstück und Mittagessen ist er noch ein bisschen zurückhaltend, aber während unseres Interviews am Nachmittag blüht er ein wenig auf.

Als er von seinem Sieg beim Ironman spricht, ist er wieder voller Enthusiasmus. „Es war einfach verrückt, ich konnte es gar nicht glauben. Ich war auch sehr emotional, wegen der langen Pause und der Verletzung, die ich mir zugezogen hatte. Nach meinem Sieg konnte ich erst mal gar nicht schlafen.“ Er beschreibt seinen Sieg, als hätte er damals gar nicht fassen können, dass er gewonnen hatte. Frommhold schien genauso überrascht gewesen zu sein, wie du und ich.

Auch den Ironman in Südafrika im Jahr 2014 konnte er gewinnen und im selben Jahr wurde er sechster in Kona. Bei der Challenge Roth ist er demnach einer der Favoriten.

Durch Erfolg wird man belohnt, er bringt aber auch Erwartungen mit sich.

Die Zeiten, in denen er sich das alte Fahrrad seines Trainers ausleihen konnte, waren definitiv vorbei.

Frommhold geht sehr professionell mit seinem Team um. Da wären einmal seine Frau, die PR-Aufgaben übernimmt, ein alter Freund von ihm, der sozusagen sein Manager geworden war und natürlich Endura.

„Ich freue mich sehr, dass ich ein großes Team hinter mir habe. Ich vertraue auf Endura, dass sie einen guten Suit für mich erstellen. Ich vertraue auch meinem Manager, dass er einen guten Plan für mich erstellt, meine Zahlen entsprechend analysiert und die richtige Taktik für das bevorstehende Rennen entwickelt hat. Ich vertraue auch auf Canyon, dass ich ein gutes Fahrrad bekomme. So viele Menschen sind involviert und ich bin nur ein Teil des großen Ganzen.“

Diese Bodenständigkeit ist wirklich erfrischend. Viele Profis übersehen diesen Aspekt und vergessen, dass hinter ihnen ein Team steht. Frommhold hat zudem den Vorteil, dass er auch von seiner Familie unterstützt wird. Vor sechs Monaten kam seine Tochter Louisa zur Welt. Wir bekommen auch einen Einblick von Frommhold als Vater. Als wir ihn zum Frühstück treffen, schläft die Kleine noch, beim Mittagessen ist sie aber wach und er kümmert sich hingebungsvoll um sie.

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DAS KONA PUZZLE

Frommhold versucht nicht, sich vor der mentalen Herausforderung einer Sportveranstaltung, bei der das Erreichen des Ziels in weniger als acht Stunden als schnell gilt, zu verstecken. Der Ausdruck "Ultradistanz" ist ein Hinweis auf das Ausmaß der Herausforderung. Positives Denken ist deshalb genauso wichtig wie das Training.

„Es ist wahrlich eine Achterbahnfahrt. Beim Ironman denkt man erstmal nicht daran, dass man jetzt 3,8 km schwimmen, 180 km Radfahren und dann noch einen ganzen Marathon laufen muss. Man denkt immer nur an die nächste Hürde. Man fängt sogar an, mit sich selbst zu sprechen. Man muss einfach immer positiv bleiben, dann kommt man auch ans Ziel. Schlimm ist es nur, wenn man nicht mehr mitkommt und die anderen einen abhängen. Alle sind vor einem und du bist die nächsten

sechs Stunden hinten dran. Da verliert man jede Hoffnung. Alle fahren dir davon, da macht man sich schon so seine Gedanken.“

Beim Triathlon muss man psychisch und physisch perfekt vorbereitet sein. Das gilt besonders für Kona.

„In Kona kann sich das Wetter jederzeit ändern. Es kann alles passieren und du musst damit umgehen können. Man tritt gegen so viele starke Gegner*innen an. Kona ist wahrhaftig ein Puzzle, das man zusammenfügen muss.“

Auch Frommhold träumt davon die Weltmeisterschaft in Kona zu gewinnen.

„Es ist ein Traum, einmal als Sieger auf dem Podium zu stehen. Man tritt gegen so viele gute Athlet*innen an, die auch an deinen besten Tagen besser sind als du. Mein Traum ist es, auf dem Podium zu stehen und zu gewinnen. Beim Training denke ich immer nur, dass ich noch besser werden kann und mein Blick ist immer auf das Ziel gerichtet. Ich bin mir bewusst, dass ich noch acht bis zehn Chancen haben werde, besser zu sein. Deshalb ist es mir nicht wichtig, beim Rennen den schönsten Tag überhaupt zu erleben, sondern einen Schritt näher an mein Ziel zu kommen.“

Aber was ist mit der mentalen Stärke? Kann man diese erlernen oder muss man mit ihr geboren sein?

„Ich habe vor fünf Jahren viel mit einem Mentaltrainer gearbeitet. Er hat mir einige gute Techniken beigebracht, aber am Tag des Rennens ist man trotzdem immer wieder nervös. Man muss einfach immer positiv bleiben und die Geduld bewahren. Das fällt mir aber gar nicht so schwer, denn, wenn man acht Stunden Sport macht, muss man geduldig sein.“

TEAM FROMMHOLD

Nils Frommhold ist ein angenehmer Gesprächspartner. Er ist talentiert, erfolgreich und sehr entschlossen, Hindernisse zu überwinden. Dennoch ist er auch bescheiden und gutmütig. Als Frommhold dann mit uns über sein Trainingsprogramm und seine Leistung beim Triathlon spricht, wirkt er reflektiert:

„Ich habe die Stärke über meine Schwächen zu reden“, meint er ganz offen. „Ich bin ein guter Schwimmer, Fahrradfahrer und Läufer und kann auch Rennen gewinnen.“

„Wenn ich gut bin, bin ich häufig einer der besten Läufer unter den Radfahrern“, fährt er fort.

Er lächelt: „Was soll ich sonst noch sagen?“

Frommhold ist keiner, der mit seinem Erfolg prahlt und er erzählt einem auch nicht sofort, was er von Beruf macht. Seine Bescheidenheit ist das, was ihn auszeichnet.

Er ist ein Familienvater und sieht sich als Teil eines Teams. Außerdem gibt er einem einen authentischen Einblick in sein Leben und scherzt mit uns über die Zeit als er nach Freiburg zog. Frommhold ist aus Berlin und wusste damals gar nichts über die Stadt, außer, dass sie in der Nähe des Schwarzwaldes ist und, dass er als Fußballfan bei Auswärtsspielen nach Freiburg immer so weit fahren musste.

Endura ist stolz mit Team Frommhold zusammenzuarbeiten.

FOOTNOTESWords by Timothy John. Images by Sean Hardy

© 2021 ENDURA