UNSERE ZUSAMMENARBEIT MIT PHIL BURT

UNSERE ZUSAMMENARBEIT MIT PHIL BURT

Jahrelang arbeitete der Brite Phil Burt mit der Crème de la Crème der britischen Fahrradszene zusammen. So war er unter anderem zwölf Jahre lang als Chefphysiotherapeut bei British Cycling, dem nationalen britischen Radsportverband, angestellt. Aber auch bei der Tour de France und den Olympischen Spielen war Burts Einsatz gefragt. Vor drei Jahren entschied er sich jedoch dazu dem Elitesport den Rücken zu kehren und Phil Burt Innovation zu gründen, ein Unternehmen, das es allen Fahrer*innen ermöglicht das eigene Fahrverhalten durch eine Reihe von Maßnahmen zu verändern.

„Als ich noch bei British Cycling war, war ich oft an Projekten beteiligt, die der Verbesserung der Leistung von Profisportler*innen gewidmet waren. Ich kenne mich mit sowas also bestens aus. Heute helfe ich aber mehr den Leuten von nebenan und versteife mich nicht mehr so sehr auf die Profis.“

Auf seinem Weg zur Gründung von Phil Burt Innovation kontaktiere er auch Endura und präsentierte seine Ideen. „Jim McFarlane ist einfach ein Visionär. Zum Beispiel damals, als Endura anfing unterschiedliche Bibshortpolster auf den Markt zu bringen, hat das noch kein Mensch gemacht. Es ist einfach toll, mit jemandem zu arbeiten, der sich solchen Dingen widmet.“

Eine Zusammenarbeit stand also schnell fest und kurz darauf war auch schon das Konzept der „Ergonomistry“ geboren. Bei diesem Konzept trifft Innovation auf medizinisches Know-how, um erstklassigen Komfort zu gewährleisten. Dazu meint Burt: „Bei diesem Projekt haben wir Expert*innen aus dem Sport- und Medizinbereich, sowie Materialwissenschaftler*innen miteinbezogen. Wir haben wirklich alle Verletzungen und Schmerzzonen erforscht, die beim Sitz auf dem Sattel entstehen können. Wenn man allerdings mit Fahrradfahrer*innen spricht, sind nicht alle so angetan von dem Thema. Viele sehen Schmerzen beim Fahrradfahren als etwas an, das man halt aushalten muss und zum Fahren dazugehört. Aber nicht alle Schmerzen sind gute Schmerzen und dienen nicht wirklich zu deiner Weiterentwicklung als Fahrer*in.“

Auffälligerweise sind es viele Frauen, die Schmerzen auf dem Sattel haben

„Als ich noch bei British Cycling gearbeitet habe, war ich an vielen Projekten beteiligt, bei denen es darum ging, die Schmerzen auf dem Sattel zu verringern. Dabei musste ich immer wieder feststellen, dass Frauen viel häufiger Sattelverletzungen erleiden, als Männer. Bezeichnenderweise ist dafür das Angebot guter Sättel für Frauen viel geringer, als das für Männer.“ Daran muss sich selbstverständlich etwas ändern und Phil Burt und Endura haben sich genau diesem Problem angenommen.

„Ich erinnere mich noch genau, dass wir bei British Cycling sogar zur UCI gegangen sind, um die Regeln bei Damensätteln ändern zu lassen. Man kann sich beim Fahren einfach nicht auf seine Performance konzentrieren, wenn man permanent Schmerzen wegen eines unbequemen Sattels verspürt.“

Einfach mal ein Tabu brechen

Wir von Endura haben einige Fahrer*innen eingeladen, um mögliche Komfortprobleme auf dem Bike zu diskutieren und, während ein guter Sattel dabei schnell zum Thema wird, wollen die wenigsten detailliert beschreiben, wo es ihnen genau schmerzt. Das liegt wahrscheinlich daran, das es für viele schnell viel zu intim wird.

„In meiner Klinik erlebe ich das auch. Viele Frauen kommen zu mir und möchten Tipps, wie sie ihr Rad besser einstellen können, damit sie bequemer auf dem Sattel sitzen. Es gibt aber auch einige, die sich keinen Rat holen und dieses Problem einfach hinnehmen; wahrscheinlich auch, da sie einfach nicht über diese Körperstellen reden möchten. Das geht sogar so weit, dass manche den Radsport ganz aufgeben. Viele Frauen wollen ganz einfach nicht über ihren Intimbereich oder den anderer Frauen sprechen. Einige wissen auch gar nicht, dass es unter Frauen in diesem Bereich große Unterschiede gibt. Bei unserer Recherche haben wir auch Gynäkolog*innen und Mitarbeiter*innen von Waxing Studios hinzugezogen und diese bestätigen, dass die Unterschiede beim Gewebe des Intimbereichs von Frauen viel größer sind, als die von Männern. Es kann also gut sein, dass du einen tollen Damensattel entwirfst, er aber trotzdem nicht für alle gleich bequem ist. Wie kann man dieses Problem also lösen? Wie wäre es damit, zu versuchen, die Haut vom Druck des Sattels zu schützen?“

Verletzungen beim Sitz auf dem Sattel

„Vier Faktoren spielen dabei eine Rolle: Wärme, Wasser, Druck und Reibung. Deshalb haben wir ein System entwickelt, mit dem dieses Problem angegangen wird. Das neue Polster mit medizinischem Silikonelastomer verhindert Druck, denn es sitzt in einem Schaumstoffpad, das Schweiß ableitet und die Atmungsaktivität fördert. Um Reibung zu vermeiden, haben wir zudem eine Polstercreme, eine Waschlotion und eine Feuchtigkeitscreme entwickelt.“ Übrigens: Diese neue Skincare Reihe wird später in diesem Jahr auf den Markt kommen.

„In der Medizin hat man sich viel mit der Behandlung von Wunden, die Hautschäden verursachen, befasst. Wir machen uns dieses Wissen jetzt zunutze, indem wir es bei der Entwicklung des neuen Polsters in Betracht ziehen. Für das neue Polster verwenden wir ein medizinisches Silikon, welches den Druck absorbiert, indem er sich verteilt. Das Gel, das in der Short eingesetzt wird, ist zudem ein Schlüsselfaktor, da es die Sitzknochen stützt und viele Frauen genau an dieser Stelle Schmerzen haben. Der weibliche Körperbau sorgt nämlich dafür, dass Frauen dazu neigen, ihre Hüften leicht nach vorne zu verlagern, wodurch sie ihr Gewebe dort mehr belasten. Aus diesem Grund haben wir sichergestellt, das in diesem Bereich mehr Gel zum Einsatz kommt. Wichtig ist auch: Gel ist nicht feuchtigkeitsabsorbierend und Schaumstoff alleine bietet keinen Rundumschutz. Deshalb muss beides verwendet werden!

Klar, das Polster ist das Herzstück der Short, aber es gehört trotzdem noch viel mehr dazu. „Die Konstruktion der Short selber ist äußerst wichtig. Während des gesamten Entwicklungsprozesses haben wir deshalb auf jedes noch so kleine Detail geachtet.“

Lagen sind wichtig

Zwischen dem/der Fahrer*in und dem Bike befinden sich zahlreiche Schichten und jede von ihnen trägt einen Teil dazu bei, das man bequem auf dem Sattel sitzt. „Der Schutz der Haut ist das oberste Gebot. Wenn man sich mit Hautexpert*innen unterhält, bekommt man immer gesagt, dass Vaseline der beste Schutz gegen das Eindringen von Wasser ist. Aus diesem Grund kamen bei der Entwicklung unserer Creme natürliche Öle, wie Vaseline , zum Einsatz. Das einzige Problem dabei ist: Vaseline ist wirklich das Letzte, was man nach dem Fahrradfahren an der Haut spüren möchte. Damit die Haut wieder atmen kann, muss man sie nach dem Fahren so schnell wie möglich abwaschen. Beim Abwaschen möchte man der Haut aber keine anderen wichtigen Fette entziehen. Auch diesem Problem haben wir uns angenommen und bei der Entwicklung der neuen Skin Care Produkte mit einbezogen.“

Fahrer*innen im Blick haben

„Wir haben eine Short von Frauen für Frauen entwickelt und dabei mit einer Designer*in gearbeitet und viele Tester*innen hinzugezogen, deren Feedback in die Herstellung mit eingeflossen ist. Ich kann den Tester*innen für ihren Einsatz gar nicht genug danken, denn konstruktive Kritik wird bei der Entwicklung von Fahrradausrüstungen häufig außer Acht gelassen und es wird sich nur auf bestimmte vorgegebene Maßeinheiten beschränkt.

Zwei Jahre lang haben wir geforscht und getüftelt und sind nun zu einem Ergebnis gekommen.

Es war ein langwieriger und kostenintensiver Prozess, aber die Rückmeldungen sprechen für sich.“

Endlich sind die Zeiten, in denen Frau Schmerzen im Sattel hatte vorbei und sie kann ein ganz neues Fahrgefühl erleben.

FOOTNOTES

Words by Hannah Reynolds, Translated by Laura Groenninger, Photos by Falk Meier & Eilidh McKibbin.

Manchester, UK

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